Die Folgen der Frostnächte Ende April setzen den Obstbauern im Kreis zum Teil schwer zu.

SCHWÖRSTADT. Fast flächendeckend ist es auf den Obstplantagen im Landkreis Lörrach zu Frostschäden gekommen. Landrätin Marion Dammann machte sich ein Bild von der Lage in Dossenbach. Die Entschädigungsfrage ist in Arbeit.

Landrätin Marion Dammann und Heinz Meyer Foto: Horatio Gollin

Beim Rundgang über die Gemeinschaftsplantage bei Dossenbach zeigte sich ein trauriges Bild: An den Apfelbäumen hing kaum eine Frucht. Der Ernteausfall beträgt hier annähernd 100 Prozent, erläuterte Heinz Meyer, Senior des dortigen Obsthofs Meyer. Meyer führte Landrätin Marion Dammann, Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat und Gert Willmann, Vorsitzender des Kreisobstbau- und Gartenbauverbandes Lörrach über die Anlage. Mehrere Obstbauern hatten sich angeschlossen, da nahezu jeder Betrieb im Landkreis vom Spätfrost zwischen 19. und 22. April betroffen ist.

Bei den Kirschbäumen sieht es nicht besser aus. Nur eine einzelne Kirsche ist in mehreren Baumreihen zu entdecken. Meyer meint, dass er in 40 Jahren so einen Ausfall noch nicht gesehen habe. Hart trifft die Betriebe, dass trotz Ertragsausfällen die Pflegemaßnahmen wie Schnitt und Mulchen der Grünstreifen fortgesetzt werden müssen. Pflanzenschutzmittel könnten zwar reduziert werden, aber etwa 50 bis 60 Prozent der eigentlichen Menge würden immer noch benötigt, erklärte Meyer. “Weniger Obst bedeutet nicht weniger Arbeit.”

Landrätin Dammann führte aus, dass der gesamte Obstanbau betroffen ist, allerdings in unterschiedlichem Maß. Am Hochrhein, Rühr-, Dinkel- und am Tüllinger Berg sowie im Wiesental, den tieferen Lagen in Weil, im Vorderen Kandertal, bei Efringen-Kirchen, Schliengen und dem Eggenertal sind fast flächendeckend betroffen, während es in den höheren Lagen kaum Schäden gab. Die Befragung von 79 Betrieben durch das Landratsamt hatte ergeben, dass von den 388 Hektar Obstbauflächen 248 Hektar Frostschäden haben. Bei 142 Hektar fällt die Ernte sogar zu 70 bis 100 Prozent aus. Nach Schätzung des Fachbereichs Landwirtschaft entstanden im Obstbau wirtschaftliche Schäden von 2,2 Millionen Euro.

Die Frostschutzberegnung sei die effektivste Schutzmaßnahme, allerdings könnten nur fünf Prozent der Anlagen im Kreis frostschutzberegnet werden. Etwa die Hälfte der 13 Hektar Erdbeerfläche konnte mit Beregnung oder Abdeckung gerettet werden, sowie acht Hektar Baumobst in Fischingen und Haltingen. Etwa acht Hektar Süßkirschen wurden mit Hilfe von Regendächern und Frostschutzkerzen gerettet. Fünf Hektar Pfirsiche erfroren trotz Frostschutzberegnung.

“Auf dem Dinkelberg sehe ich die größten Schäden”, meinte Willmann, der den Abbau weitere Anbauflächen befürchtet. “Einige Betriebe kommen an die Existenzgrenze, andere erreichen noch ihr Minimaleinkommen, aber können nichts investieren.” Auch für den Tourismus sieht er negative Folgen, durch den Verlust an Plantagen, die für das Landschaftsbild ebenso wichtig seien wie als Lebensraum für Tiere. Damit sie nicht ihre Kunden verlieren, beziehen einige Obstbauern regionale Ware über den Großhandel, etwa vom Bodensee, führte Meyer aus. Ein Gewinn sei damit aber nicht zu erzielen. “Für uns wäre wichtig, wenn wir 30 bis 40 Prozent des Schadens erstattet bekämen, um wenigstens die Betriebskosten rein zu bekommen”, meinte Meyer.

Michael Kaufmann, Leiter des Dezernats für den Ländlichen Raum, führte aus, dass das Land die Frostnächte als Katastrophenereignis einstufe. Für eine Entschädigung durch das Land bilanziere das Landratsamt derzeit die Flächen. Bei Ausfällen von mehr als 30 Prozent könnten Regelungen greifen, die Höhe sei noch nicht festgelegt. Um den Ausfall festzustellen, könnte ein Abgleich mit den letzten drei Jahren gemacht werden. Hier warfen Obstbauern ein, dass schon das letzte Jahr eine schwache Ernte gebracht habe. Kaufmann fuhr fort, dass Liquiditätshilfen mit vergünstigten Darlehen für betroffene Betriebe beantragt werden können. Dammann sagte weitere Unterstützung zu. “Das Thema Regionalvermarktung ist uns wichtig”, so Dammann.

Pressebericht der Badischen Zeitung vom 16.06.2017: http://www.badische-zeitung.de/kreis-loerrach/einige-sind-in-existenznot–138101135.html